Donnerstag, 24. Januar 2008

Mo, 24. Jan. 2005

Angefangen hat dieser Montag wie ein ganz normaler Schultag. Nachdem bereits zwei Drittel des Vormittags gelaufen waren, kam Hermann in die Schule, nahm mich kurz bei Seite und teilte mir mit, dass Daniel nun doch nach Sibanor gebracht werden sollte. Als Begleitung kämen nur JJ oder ich in Frage. Sollte JJ mitgehen, hätte Hermann aber keinen Praktischen Zivi mehr auf dem Camp, so dass die Wahl auf mich fiel. Als Literature Supervisor bin ich in der Schule noch am ehesten für ein paar Tage abkömmlich. Gut. Also bin ich nach der Schule direkt zur Wäscheleine, und hab meine Wäsche abgehängt und zusammengelegt. Auf Grund einer mit Klaasens getroffenen Vereinbarung haben wir Zivis nun jeden Montag, Mittwoch und Freitag unseren Waschtag; Klaasens dienstags, donnerstags und samstags. Weil wir am Freitag vergessen hatten, unsere Wäsche rauszubringen, hing nun die Wäsche von 5 Tagen auf der Leine - eine Menge, die ich als gerade richtig einschätzte um für etwa eine Woche zu verreisen. Als ich alles fertig zusammen gelegt hatte, meinte Betty, ich sei ja richtig schnell gewesen. Scherzhaft fragte sie, ob ich nicht in Zukunft diesen Job von den girls übernehmen wollte. Ich packte alle Kleider in eine rote Plastik Box, und fügte noch ein paar weitere Utensilien wie Zahnputzzeug oder Bibel hinzu; während dessen hatte JJ Dani beim Packen geholfen, sprich nach seinen Anweisungen für ihn gepackt, so dass wir um Zwei vom Camp aufbrechen konnten. Mit dem Verabschieden hatte es in der Eile nicht so richtig geklappt. Lediglich Klaasens und ein Großteil vom Girls House sagten Daniel Lebewohl, nicht wissend, ob und wann er wieder nach Massembe zurück kehren würde.



In den Zweieinhalb Stunden, in denen wir unterwegs waren, trafen wir einen Bekannten, dessen kleines Restaurant durch ein Unglück niedergebrannt war, und der Hermann um Unterstützung beim Wiederaufbau bat. Außerdem hielten wir kurz an um einen mitten auf der Straße umgekippten LKW zu fotografieren. Kurz nach halb Fünf trafen wir in Sibanor ein. Die Ärzte hatten inzwischen Feierabend gemacht, und so trafen wir den Compound so ruhig an, wie ich es noch nicht erlebt hatte. Bruno und Hedwig untersuchten Daniel und verabreichten ihm eine geballte Ladung Schmerzmittel, weil sich sein Zustand in den letzten Tagen, in denen er ohne unterwegs war, wieder verschlechtert hatte. Der praktische Teil wurde nun von dem Logistischen abgelöst. Hedwig war der Ansicht, dass es für Daniel wahrscheinlich besser sei, wenn er heimfliegen und in einer deutschen Klinik behandelt werden würde. Der erste Anruf bei der DKV ergab ein positives Signal, dass die Krankenkasse einen eventuellen Heimflug bezahlen werde. In einer halben Stunde wolle man zurück rufen, und Bescheid geben. Eine Stunde verging, niemand meldete sich. Hedwig fragte nochmals nach. Inzwischen hatte die zuständige Person Feierabend gemacht, und die nachfolgende Person wusste von nichts. Sie musste sich ebenso neu einarbeiten, versprach aber in Fünf Minuten zurück zu rufen. Fünf Minuten später der Anruf; man werde sich um die Sache kümmern, es seien schon die notwendigen Mitarbeiter zusammengerufen. Sie würden wieder anrufen.


Die Sonne war schon untergegangen, als wir den Bescheid erhielten. Wir hätten die Wahl. Option 1: ein Doktor würde mit der nächsten Maschine herfliegen, Daniel abholen, und mit ihm heimfliegen. Für die Trage solle im Flugzeug durch das Umklappen von acht Sitzen Platz gemacht werden. Dies und den anschließenden Klinikaufenthalt wolle die Kasse bezahlen. Schwester Hedwig hielt das für völlig unangemessen und meinte, das sei ja mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Ganz so schlecht gehe es Daniel auch nicht. Er könne doch auch einfach Buisiness Class im gleichen Flug mit ein paar Bekannten fliegen. - Und wenn ihm unterwegs schlecht werde? Dann sei doch kein Doktor dabei, der ihm eine Beruhigungsspritze geben könnte. - Das könnte Daniel ja auch selbst oral einnehmen. Es war nichts zu machen. Entweder er würde auf die von der Kasse vorgeschlagene Weise nach Deutschland kommen, oder er werde keinen Cent von der DKV erhalten. Basta.



Und die andere Möglichkeit? - Die andere Möglichkeit wäre, dass Daniel hier bliebe, und sich von einem örtlichen Physiotherapeuten soweit möglich behandeln lasse. Sollte keine Besserung eintreten, könne man ihn immer noch nach Deutschland fliegen lassen. Wir konnten es kaum fassen; entweder hierbleiben, oder sich einen bonzigen Rückflug bezahlen lassen. Das waren also die beiden Optionen der DKV. Und das, obwohl sie sich vor wenigen Monaten nachträglich geweigert hatten, Daniel den Flug zu bezahlen, als er zu einer wichtigen Mandeloperation in die Heimat fliegen musste. Verrückte Welt!


Da es inzwischen zu spät war um noch nach Kombo aufzubrechen, und Hermann wieder nach Massembe zurück wollte, wurden wir für die Nacht bei Toby im Zivihaus einquartiert. Am folgenden Morgen würde uns der Fahrer von WEC mit dem Krankenwagen ins Royal Victoria Krankenhaus nach Banjul bringen. Noch ein "gute-Nacht-Filmchen", dann gingen wir schlafen. Schließlich sollten wir am nächsten Tag wieder früh raus ...

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