Montag, 14. Juli 2008

Di, 12. Juli 2005

Um 20:00 des Vorabends waren wir abgeflogen. Unser Flug sollte 8 Stunden dauern, so dass wir um 5:00 morgens (eine Stunde Zeitverschiebung!) in Amsterdam ankommen sollten. Unterwegs legten wir einen Tankstopp in Malaga, Spanien ein.


Da der Flug mitten in der Nacht stattfand, versuchten wir zumindest einen Teil der Zeit zum Schlafen zu nutzen. Das war aber gar nicht so einfach, da der Flug ein Billigflug im Wortsinn war, und in unserem Flugpreis von 250 Euro je Nase wirklich NUR der Flug enthalten war — jedoch keine Wolldecken, die wir hätten gebrauchen können als wir uns in großer Höhe befanden und es in der Kabine doch ein wenig abkühlte. Auch Essen war NICHT im Flugpreis inklusive - freundlicherweise wurden wir von unserer Nebensitzerin mitversorgt :-)


Gegen 5:00 in der Früh landeten wir in Amsterdam. Dort verabschiedeten wir uns von unserer neuen Freundin und wurden von Pauls Vater abgeholt. Auch Pauls Geschwister hatten es sich nicht nehmen lassen, Paul (und mich) in Amsterdam am Flughafen abzuholen. Gemeinsam machten wir uns in ihrem Familienbus auf den Rückweg. Als wir uns Baden-Württemberg näherten, rief ich zu Hause an und gab meinem Vater das vereinbarte Signal, dass er sich nun auf den Weg machen könne.


Auf einem Parkplatz im Nordwesten Baden-Württembergs trafen wir uns. Ich lud mein Gepäck um, dann trennten sich auch die Wege von Paul und mir. Nachmittags war ich zu Hause: mein Zivildienst im Ausland war zu Ende.

Mo, 11. Juli 2005

Der Vortag war der letzte, für den ich mir Aufzeichnungen gemacht habe. Deshalb kann ich den aktuellen Tag nur noch aus meiner Erinnerung schildern.


Am Nachmittag fuhren Paul und ich zum Flughafen. Dort angekommen erbot sich uns gleich einer der Einheimischen als Begleiter. Mit den Erfahrungen der Anreise im Hinterkopf nahmen wir dankend an.


Während wir warteten, kamen wir ins Gespräch. Wir erzählten ihm, dass wir Lehrer aus Massembe seien. Daraufhin sagte er, dass er aus Soma komme, was ja ganz in der Nähe von Massembe liegt. Ab diesem Zeitpunkt herrschte ein freundschaftliches Verhältnis zwischen uns – ähnlich wie zwischen guten Nachbarn.


Und wir profitierten direkt von unserer neuen Beziehung: er markierte unsere Koffer mit einem bestimmten weißen Kreidesymbol, worauf hin unsere Koffer ohne weitere Prüfung durch die Kontrolle gelangten. Das freute uns, weil wir durch unsere Souvenirs eigentlich ordentlich Übergepäck gehabt hätten :-)


Dann verabschiedeten wir uns von unserem neuen Freund und gingen an Bord. Wir saßen in einer Dreierreihe auf der linken Flugzeugseite. Paul bekam den Platz am Fenster, ich den daneben, und den Platz neben mir (den Platz am Gang) belegte eine junge, weiße Frau. Ob sie wohl eine Deutsche war? Um das herauszufinden wechselte ich einige Worte mit Paul auf deutsch. Und siehe da: prompt wandte unsere Nachbarin sich auf Deutsch an uns und wir stellten uns kurz vor :-)

Donnerstag, 10. Juli 2008

So, 10. Juli 2005

Noch vor dem Gottesdienst führten Jay Jay und Paul ihr Vier-Augen-Gespräch mit Hermann, das vom Vortag nochmals auf heute verschoben worden war. Dann war es Zeit für den Gottesdienst. Ich würde danach dran kommen.


Zum Gottesdienst gingen wir in die Omega Church, der Kirche welche die WEC Mitarbeiter besuchen. Die Predigt wurde von einem relativ jungen Mann gehalten. Er sprach über das vierte Prinzip des Soul Winnings (= Missionierens), das Gebet. Die anderen drei Prinzipien, Mitleid für die Verlorenen, aktives Auf-Sie-Zugehen, sowie ein Drittes (das ich leider vergessen habe), waren an den vorangegangenen Sonntagen behandelt worden.


Nach dem Mittagessen verabschiedeten sich Hermann, Samuel und Lamin Manneh von uns. Samuel war sichtlich bewegt; der Abschied fiel ihm gar nicht leicht.


Am Nachmittag ruhte Paul sich aus, während Jay Jay und ich nach Bakau gingen um uns mit letzten Souveniers einzudecken.


Als wir von unserer erfolgreichen Shopping Tour zurück kamen, schauten wir die letzte Folge der Serie "Wir waren Brüder" an. Sie handelt von der Easy Company, deren Soldaten durch die gemeinsamen Erlebnisse des Zweiten Weltkrieges wie Brüder zusammengeschweißt werden. So ähnlich war es uns in dem vergangenen Jahr auch ergangen, womit ich weniger sagen möchte, dass das vergangene Jahr ein einziger Kampf war, sondern nur dass auch wir uns vorher nicht kannten und doch in diesem Jahr durch die gemeinsame Zeit wie Brüder wurden.


Abschied von Jay Jay


Mit Andrew, Anette, Trudi und Inge machte sich Jay Jay um Viertel vor Sechs auf den Weg zum Flughafen. Inge musste für einen Notfall nach Hause zurück und sie flog im gleichen Flugzeug wie Jay Jay. Leider war für Paul und mich kein Platz mehr im Auto, so dass wir uns schon in Pipeline von unserem Zivi-Bruder verabschieden mussten.


Den Rest des Nachmittags bzw. frühen Abends schauten wir uns einen Film aus der WEC Videothek an: The Shawshank Redemption.


Dann war es Zeit für unser letztes Abendbrot auf gambianischem Boden. Wir entschieden uns für eine Mahlzeit im Come In, einem von einem Landsmann geführten Lokal. Mit Schnitzel und Pommes im Bauch machten wir uns gegen 23:00 in leichtem Regen auf den Rückweg.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Sa, 09. Juli 2005

Pünktlich um 8:00 verliesen wir das Camp. Hermann und der senegalesische Pfropfer fuhren vorn im Mitsubishi, während Samuel Manneh, Paul, Jay Jay und ich uns auf der Rückbank quetschten.


In Kundung legten wir den ersten Zwischenstopp ein. Allerdings nur einen Kurzen, um sich von Allen zu verabschieden und ein letztes Gruppenbild zu machen. Dann ging es weiter.



Um 9:00 passierten wir den police stop in Kwinella. Eine Stunde später langten wir in Bwiam an. Dort brachten wir den Pfropfer bis zu seinem Compound, und wollten dann bei Zill und Yama vorbeischauen. Zill war jedoch auf der Jagd und Yama auf dem Markt, so dass wir nach einem sehr kurzen Gespräch mit John unverzüglich weiter fuhren. Da der Pfropfer ausgestiegen war, saßen wir jetzt nicht mehr wie die Ölsardinen aufeinander – jeder hatte einen eigenen Sitzplatz!


Der nächste Zwischenstopp war Sibanor. Weil gerade Wochenende war, herrschte dort praktisch kein Betrieb, so dass Hermann sein Bein im Nu gecheckt bekam. Vor ein, zwei Tagen war ihm nämlich im Workshop die Flex entglitten und in seinen rechten Oberschenkel gefahren. Es war jedoch nur eine Fleischwunde, die hoffentlich bald verheilt sein würde.


Eine Viertelstunde später waren wir bereits wieder unterwegs. Punkt 11:00 fuhren wir in Somita auf das Campgelände. Der Abschied von Bahs war ebenso kurz wie die vorangegangenen Aufenthalte.



Um 11:40 kamen wir zu der Stelle, wo die schlechte Main Road auf einen Schlag in eine geteerte Straße übergeht. Zwanzig Minuten später waren wir bereits in Kombo. Um 12:40 fuhren wir am Flughafen vorbei, und nach weiteren 40 Minuten erreichten wir Pipeline, das WEC Hauptquartier in Serrekunda.


Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, machte Hermann sich auf den Weg um seine Besorgungen zu erledigen. Paul fuhr mit Samuel Manneh nach Bakau um noch ein paar Souveniers zu erstehen, und JJ und ich zogen los in Richtung Serrekunda Market mit dem gleichen Ziel.


Am Abend wurden wir von Hermann zum Essen eingeladen. Bei Luigi's liesen wir uns zu viert zwei Riesenpizzen schmecken, begleitet von einem Rotwein und abgerundet mit einer Portion Eis. So gut und so teuer hatten wir schon lange nicht mehr gegessen ...


Dienstag, 8. Juli 2008

Fr, 08. Juli 2005

Um 1:30 nachts kamen Jay Jay, Ballamoussa und der Senegalese aus Bwiam an. Ich war noch so lange aufgeblieben, und wollte gerade zu Bett gehen, als der Toyota aufs Camp fuhr.


Am nächsten Morgen gab es für Paul und mich nicht mehr viel zu tun. Aufgeräumt und gepackt hatten wir ja schon am Vortag, so dass wir den heutigen Tag praktisch mehr oder weniger untätig im Zivihaus verbrachten. Lediglich Jay Jay musste noch sein Zimmer aufräumen und sein Koffer packen, da er am Vortag ja in Kombo gewesen war.


Am Nachmittag fuhr er nach Soma um Souveniers einzukaufen. Während er weg war, kam Hermann und verschob das eigentlich auf heute angesetzte Abschlussgespräch auf den morgigen Tag.


Unterdessen wies ich Ina noch einmal ins Email Checken ein. Im Einzelnen bedeutete das, dass ich ihr zeigte, wie sie die Infrarotverbindung aufbauen, die Verbindung übers Handy herstellen und die Emails abholen sollte. Bisher hatten wir Zivis das erledigt, aber jetzt würde sie diese "schwierige Aufgabe" alleine meistern müssen ...


Die Henkersmahlzeit


So wurde unser letztes Essen auf dem Camp von Hermann genannt. Wie es sich für eine richtige Henkersmahlzeit gehört, tischte Ina uns noch einmal ordentlich auf. Ich glaube, sobald wir weg sind, kommt eine große Umstellung auf sie zu – dann muss sie nur noch ein Drittel der bisherigen Menge kochen ;-)


Nach dem Abendessen veranstalteten wir den allerletzten gemeinsamen Spieleabend. Nur Jay Jay nahm nicht an der Uno-Runde teil, weil er kurz vor deren Beginn einen Anruf von seiner Freundin erhielt.


Montag, 7. Juli 2008

Do, 07. Juli 2005

Kurz nach Sonnenaufgang fuhr Jay Jay mit Judy los nach Kombo. Er würde sie und Sabadou zum Flughafen bringen, und dann mit Ballamoussa noch etliche Besorgungen machen.



Für Samuel Manneh stand heute Pflügen in Massembeh auf dem Programm. Paul und ich haben das Zivihaus aufgeräumt und ein letztes Mal richtig sauber gemacht.


Gegen 20:00 machte Jay Jay sich in Kombo auf den Rückweg, zusammen mit Ballamoussa. In Bwiam holten sie zu später Stunde noch einen Mann ab, der am kommenden Tag etliche hundert Bäume auf dem Camp veredeln sollte.

Sonntag, 6. Juli 2008

Mi, 06. Juli 2005

Ziemlich genau um 5:50 erreichte ein Gewitter unser Camp. Die erste Hälfte des Morgens war denn auch verregnet, und unsere Dämme wurden vor einen ersten Härtetest gestellt, den sie glänzend bestanden. Ist halt echt deutsche Qualitätsarbeit ;-)


Dann klärte die Lage jedoch auf, so dass ich in der Mitte des Vormittags nach Soma geschickt wurde. Neben Diesel standen Batterien, Milch, Brot, Kartoffeln, Cokes, und Seife auf Hermanns Einkaufsliste. Bevor ich losfuhr, betete ich, dass alles gut klappen und ich nicht stecken bleiben würde.


Das Gebet wurde erhört! Außer Diesel, der ausgegangen war, konnte ich alle Dinge innerhalb kürzester Zeit finden und einkaufen. Noch vor der Siesta war ich zurück, und war kein einziges Mal stecken geblieben.


Auf dem Rückweg habe ich u.a. auch einen Jungen nach Kaiaff mitgenommen, der den gleichen Namen hat wie ich: Bakari Ceesay.


In der Siesta haben Paul und ich, um uns die Zeit zu vertreiben, ein wenig über das LAN-Netzwerk gespielt. Paul ist inzwischen ziemlich gut geworden.


Nach der Siesta verdunktelte sich der Himmel ein wenig, und wir brachten die Wäsche sicherheitshalber zum Trocknen ins Boys und ins Guest House.


Anschließend bereitete ich das Fleisch für das Abendbrot vor. Jay Jay würde später das Grillen übernehmen; er musste aber jetzt noch im Workshop arbeiten.


Dann machten Paul und ich uns ans Packen. Etliche Sachen lassen wir hier, aber diejenigen, die wir zwar nicht jeden Tag brauchen, aber dennoch mit nach Hause nehmen wollen, packten wir schon mal in die Koffer.


Am späten Nachmittag war die Solaranlage im Boys House endgültig leer. Bisher war dort noch der einzige funktionierende Solar Regler gewesen. Den hatte Hermann aber in den letzten Tagen aus- und im Main House eingebaut, so dass sich die Anlage nur noch ent- aber nicht mehr aufladen konnte. Die kaputten Regler würde er Judy am kommenden Tag mit auf den Weg geben. Roland sollte sie in Deutschland reparieren lassen, und dann Judy wieder auf dem Rückweg mitgeben.



In den Abendstunden, in denen der Generator noch läuft, verwenden wir Zivis jetzt einen Halogenstrahler. Der ist mit 500 Watt aber zu stark für den Inverter, so dass wir danach auf eine etwas schwächere 5 Watt-Arbeitsleuchte umsteigen. Dieses Licht ist aber nur auf das Wohnzimmer im Zivihaus beschränkt. Für alle anderen Räumlichkeiten heißt es nach Einbruch der Dunkelheit wieder: Taschenlampe oder Kerzenlicht. So haben wir für die letzten paar Tage noch mal richtiges Gambia-Feeling ...