Samstag, 21. Juni 2008

Di, 21. Juni 2005

D-Day


Das D steht für decisive. Denn: anderthalb Wochen vor Schuljahresende meinten doch tatsächlich zwei der Jungs, sie müssten noch meutern und von der Schule fliegen. Kaum zu glauben, aber wahr.


Buba und Paul waren beide nicht zufrieden mit der Entscheidung ihrer Eltern noch für mindestens ein weiteres Jahr hier auf dem Camp zu bleiben. Viel lieber wären sie mit den Wenigen, die nach den Ferien das Camp verlassen, nach Kombo gegangen.



Kombo ist für viele der Kids das pulsierende Leben in der Stadt und ein Gegensatz zum Leben im Busch, der vielen verlockend erscheint. Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und die ehemaligen big boys, die nunmehr seit einem Jahr in Kombo zur Schule gehen, selbst kochen und waschen sowie arbeiten müssen, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, scheint nur allzu leicht vergessen zu werden.


Was im Einzelnen los war, hab ich nicht alles mitgekriegt, aber was ich mitbekommen habe, ist, dass Buba und Paul beschlossen haben, sich gegen Hermann aufzulehnen, und dass sie ohne Erlaubnis ins Dorf gegangen sind. Später zur Rede gestellt, zeigten sie keine Einsicht. Ich habe den Eindruck, dass sie es bewusst darauf anlegten, aus dem Camp zu fliegen, weil sie partout nicht länger hierbleiben wollten.


Allerdings hatten sie die Rechnung wohl ohne den Wirt, d.h. ohne ihre Eltern gemacht. Bubas Vater hat durchgegriffen und Buba wissen lassen, dass er von ihm keinerlei Unterstützung zu erwarten hat, wenn er das Camp auf diese Weise verlässt. Aunty Lena wird über Pauls Abgang auch nicht gerade begeistert gewesen sein. In den kommenden Tagen wird sie zu einem klärenden Gespräch hier auf dem Camp erwartet.


Buba wurde gegen Mittag bereits nach Kundung geschickt. Paul blieb bis zum nächsten Tag, weil er etwas weiter weg wohnt. So war er am Abend noch in der Abschieds-Computer Class.


Unsere Tage sind gezählt


... und die hier auf dem Camp neigen sich dem Ende zu. Aus diesem Grund hielt ich heute abend die letzte Computer Class mit den big boys. Für Buba war Alex anwesend. Bei Orangensaft, Keksen und Schokolade saßen wir in gemütlicher Runde zusammen vor der Küche.


Nachdem wir das letzte Kapitel der Richter durchgenommen hatten, spielten wir das Kofferpack-Spiel.


"Ich packe meinen Koffer, und packe meine Shorts ein."


"Ich packe meinen Koffer, und packe meine Shorts und meine T-Shirts ein ..."


Zum Abschluss unterschrieben alle auf einem T-Shirt, das ich vorbereitet hatte. Mit roter und blauer Farbe hatte ich auf den Rücken MASSEMBEH BOYS & GIRLS gemalt, und in der Art Class am Freitag bereits die Autogramme der jüngeren Schüler gesammelt. Als besonderes Andenken erhielt ein jeder ein Taschentuch, das mit meinem Nachnamen versehen war. Dann gings ab ins Bett, nicht ohne dass jedoch – zu meiner Überraschung – freiwillig alle Jungs den Abend im Gebet beschlossen hatten.


Decisive, part II ...


Das wäre eigentlich ein guter Schluss für den heutigen Tagebucheintrag, aber es gibt noch zwei Nachträge. Einen guten Monat konnten Hermann und Judy auf Grund bislang ungeklärter Probleme keine Emails mehr empfangen. Abhilfe soll eine neue Email Addresse schaffen, die wir heute nachmittag eingerichtet haben:


gsm_gambia@web.de


Am Abend haben wir JJ's Geburtstag nachträglich mit einem guten Essen gefeiert. Der Knabe ist jetzt 23 Jahre alt.


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