Mittwoch, 30. April 2008

Sa, 30. April 2005

In einer seiner letzten Mails hat mein Vater unter anderem folgende Frage aufgeworfen, über die ich am Wochenende etwas reflektiert habe.


Fakt ist, dass ihr die Missionsstation und das Internat als Missionsarbeit betrachtet. Deshalb die konkrete Frage, wie Mission betrieben wird. Wird zu einer Entscheidung für Jesus konkret eingeladen?


Nun, offiziell sind wir ja als landwirtschaftliche NGO (NonGovernmental Organisation, d.i. eine Nicht zur Regierung gehörige Organisation) hier, nicht als Mission. Aber alle wissen natürlich, dass wir Christen sind; deswegen, und weil wir Weiße sind, bekommen wir auf den Ämtern oftmals bedeutend mehr Schwierigkeiten als der normale Gambianer. Auf der anderen Seite war auch schon mal der Präsident hier und hat die Schule persönlich wieder geöffnet, nachdem sie von einem der lokalen Chiefs aus Missgunst geschlossen worden war ...!



Ein wichtiger Standpunkt der Missionsarbeit (meiner Meinung nach der mit Abstand bedeutendste, weil auch klar am meisten Zeit darin investiert wird) ist unser Internat mit zur Zeit 24 Schülern in Massembe und vielleicht einem halben oder ganzen Dutzend in Somita. Dabei hebe ich jetzt nur auf die Zeit in der Schule ab. Durch das amerikanische Homeschooling System mit den PACEs wird den Schülern schon ab dem ersten Level das Leben als Christ nahegebracht. Jedes PACE (so heißen die Arbeitshefte) ist zudem einem christlichen Charakterzug gewidmet, den die Schüler neben dem normalen Stoff durch Bildergeschichtchen illustriert bekommen, und über den sie reflektieren müssen. Das, sowie das auswändig Lernen eines zum Charakterzug passenden Bibelverses gehört ganz normal zu jedem PACE dazu. Außerdem wird noch ein monatlicher Bibelvers von allen auswändig gelernt, und zwar sogar in doppelter Ausführung: erst in Englisch, und dann in Mandinka.


Der andere Standpunkt unserer "Missionsarbeit" ist die morgendliche Andacht mit den Washing and Kitchen Ladies. Diese Aufgabe teilen sich Yama und Betty. Allerdings hat sich in den zwanzig Jahren seit wir das Camp in Massembe haben (vorher gab es nur die Station in Somita) noch nicht EINE bekehrt ...



Klassische Missionsarbeit, so wie man sie sich vorstellt (in die Dörfer gehen, predigen und Leute bekehren), findet nur in Somita statt. Man könnte natürlich sagen, dass es Lamin Bah als Einheimischem leichter fällt, Leute anzusprechen und mit ihnen über den Glauben zu sprechen. Einmal, das ist noch gar nicht so lange her (da war Tom auch dabei), hat sich in der Nähe von Somita sogar ein ganzes Dorf bekehrt - es bestand zwar nur aus zwei Höfen, aber immerhin ...!


Hier in Massembe und Umgebung wird nur missioniert, wenn Tom und Lore hier sind. Dann fährt Tom mit dem Toyota in die Dörfer und predigt vor einer großen Menschenmenge. Wenn Tom da ist, kommen auch mal von außerhalb ein paar Schwarze in den Gottesdienst, nur um ihn predigen zu hören. Bei Hermann ist das nicht der Fall. Seine Gottesdienste sind zwar genauso lang wie Toms, aber bei weitem nicht so lebendig. Als Tom da war und predigte, blieben sogar die ganz Kleinen im Gottesdienst und gingen nicht wie sonst üblich zur Sonntagsschule. Tom hat zudem auf Mandinka gepredigt, so dass es für die Kinder und die anwesenden Gäste aus den Dörfern einfacher zu verstehen war. Hermann predigt immer auf Englisch. Zwar wird jede Predigt übersetzt für diejenigen die kein Englisch respektive kein Mandinka verstehen, aber natürlich ist es besser wenn man die Predigt ohne Übersetzung versteht - schon allein wegen der Gestik und Mimik des Redners, die vor allem bei Tom ziemlich ausgeprägt ist. Bei ihm war die Predigt nicht nur eine Art Monolog, sondern eher eine Art Theateraufführung - im positiven Sinn!



Fun Evening


Der Fun Evening fand unter der "Leitung" von Sabadou und Ina statt. Ihr Programm war der Gipfel der Einfallslosigkeit. Nicht nur, dass sie einen Film zeigten; nein, es musste auch noch Perfect Harmony sein, den wir dieses Schuljahr schon mindestens ein halbes Dutzend mal gesehen hatten.


Nach der Hälfte des Films gab es einen Zwischenfall bei dem ich leider nicht anwesend war, so dass ich nur sagen kann, wer die Beteiligten waren: Alex und Sabadou. Sie waren den Berichten zufolge wegen einer Kleinigkeit aneindander geraten und handgreiflich geworden. Die Sache war nach dem Film noch nicht beendet, sondern sollte sich noch zwei Tage lang hinziehen.

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