Samstag, 25. August 2007

Mi, 25. Aug. 2004

Soma – Die Fortsetzung


An diesem Tag wurden wir Zeugen eines Wunders gambianischer Bürokratie.


Teil Eins: der zuständige Beamte, der "die ganzen Schlüssel für alle Papiere" hatte, war an diesem Tag anwesend, obgleich er schon im Weggehen begriffen war, als wir ankamen. Es war Viertel Zehn Uhr morgens und wir waren gerade noch rechtzeitig gekommen.


Teil Zwei: nach nur zwanzigminütiger Wartezeit wurden wir abgeholt und in ein Haus gebracht, wo wir die nötigen Papiere ausfüllten. Für die ID-Card wurden außerdem unsere Fingerabdrücke sowie ein Passbild benötigt. Dies alles nahm etwa eine Viertelstunde in Anspruch.


Teil Drei: Nun wurde uns beschieden, etwa eine Stunde vor dem Immigration Office zu warten. Dann seien unsere alien's ID-cards abholbereit. Für gambianische Verhältnisse ist das schon extrem wenig; andere Zivis hatten mehrere Stunden auf ihre ID-card warten müssen oder mussten am folgenden Tag noch einmal kommen. Wenn man allerdings in der brütenden Sonne warten muss, dann kann einem auch eine halbe Stunde wie eine Ewigkeit erscheinen. Doch schon nach 35 Minuten wurden wir abgeholt und wir fuhren mit dem Toyota ein paar hundert Meter zu dem Büro von Gamtel, d.i. neben Africell der andere große Telekommunikationsanbieter in Gambia. Dort gab es Strom, der zum Einschweißen der Papier-ID-Karten in Plastik nötig war. Nachdem weitere 20 Minuten verstrichen waren, die wir allerdings im Schatten zubrachten, bekamen wir unsere fertigen alien's ID-Cards ausgehändigt.



Eine solche ID-Card gilt bis zum Ablauf des Kalenderjahres und muss somit bei Jahresbeginn neu erstanden werden. Das ist deshalb so, weil die Ausstellung einer alien's ID-Card jeweils 1500 Dalasis kostet plus 10 Dalasis Materialkosten, d.h. die jährliche Auffrischung ist lediglich ein Mittel der "Kapitalbeschaffung" für die öffentlichen Kassen. Benötigt wird die ID-Card lediglich bei Militärkontrollpunkten, und auch nur dann, wenn der Wache schiebende Soldat Gefallen daran hat, sich aus dem Schatten zu erheben und deine Papiere zu kontrollieren. Dann tritt die alien's ID-Card an die Stelle des Reisepasses; dieser wurde bei mir erst ein einziges Mal kontrolliert, aber nur weil ich eine Anweisung eines Soldaten missverstanden hatte und ich - statt anzuhalten - langsam weitergefahren war.


Damals hatte er geglaubt, ich wolle seine Autorität untergraben, worauf er mir die Wagenschlüssel abnahm und eine fünfminütige Standpauke hielt von der ich nur die Hälfte verstand, weil er so schlecht Englisch sprach. Als er bemerkte, dass ich ihn kaum verstand, fragte er mich, ob ich überhaupt Englisch könne, worauf ich, um ihn nicht noch mehr in Rage zu bringen, antwortete: "Just a bit". Als er sein Mütchen ein wenig abgekühlt und meinen internationalen Führerschein gecheckt hatte, gab er mir schließlich den Autoschlüssel zurück. Nachdem er uns noch ermahnt hatte, zukünftig allen army stops den gebührenden Respekt entgegenzubringen, konnten wir unsere Reise fortsetzen.


Prinzipiell muss man die Papiere immer mit sich führen und bereit sein sich auszuweisen, so wie das in Deutschland ja auch der Fall ist. Ebenso ist auch jeder Polizist ermächtigt, deine Personalien zu checken. In der Praxis wird davon jedoch so gut wie keinen Gebrauch gemacht, zumal unser Toyota auf den Routen, die wir häfiger befahren (nach Soma, Sibanor und Somita), schon bekannt ist und die Polizisten an den police stops uns durchwinken, so lange wir unsererseits ebenfalls freundlich lächeln und winken.


Zurück im Camp


Der Nachmittag war geprägt von Lesen, Dösen und Mandinka lernen. Nach Sonnenuntergang setzten heftige Regenfälle ein und es regnete bis in die frühen Morgenstunden.

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