Mittwoch, 19. September 2007

So, 19. Sept. 2004

Heute morgen hat unser Hahn Selbstmord begangen. Fünf Minuten krähte er ohne Unterlass, und das am frühen Sonntagmorgen. Dann hielt es J.J. und Daniel nicht mehr in ihren Betten. Mit dem Hammer verpassten sie ihm einige "leichte Schläge auf den Hinterkopf". Dermaßen in seinem Denkvermögen angeregt, hielt der Hahn für den Rest des Tages den Schnabel. Das half ihm aber auch nicht mehr viel: der Beschluss, dass seine Tage gezählt seien, war einstimmig gefallen. Die Vollstreckung des Urteils war (des Feiertags wegen?) auf den nächsten Tag angesetzt.



Gut 6 Wochen bin ich nun schon hier; heute begleitete ich Andi zum ersten Mal auf der sonntäglichen Fahrt nach Kundung. Kundung liegt nicht mehr als 10 Kilometer von Massembe entfernt, doch da die Straße stark an schweizer Käse erinnert (Loch an Loch), braucht man etwa eine halbe Stunde mit dem Truck. Vor kurzem hatten wir ihn in Kombo reparieren lassen. Davor musste immer Gas gegeben werden, wenn der Motor nicht ausgehen sollte, sogar beim Schalten. Seit der Reparatur ist das handling wieder einfacher. In Kundung werden alle Dorfbewohner, die zum Gottesdienst ins Camp fahren wollen, abgeholt. Die Fahrt verbringen sie im Laderaum des Trucks. Damit sie ein wenig Licht haben, wird einer der beiden Türflügel offen gelassen.


Heute war Didi mit Predigen an der Reihe. Er sprach über Psalm 25.


Nach dem Gottesdienst wird zusammen mit den Gästen aus Kundung zu Mittag gegessen. Sonntags ist das Mittagessen immer besonders gut, da es eine ausgesuchte Beilage zum alltäglichen Reis gibt. Anschließend fährt ein Zivi die Gäste mit dem Truck wieder zurück nach Kundung. Diese Aufgabe teilen sich alle Zivis.



Die Panne


Gegen Eins fuhr Matze mit dem Toyota nach Soma, um drei Frauen und ein kleines Kind ins Krankenhaus zu bringen. Da er sonst nichts zu tun hatte, hätte er um halb drei schon wieder zurück sein können. Doch die Stunden verstrichen. Es war schon Spätnachmittag, als er endlich erschöpft eintrudelte, und berichtete, was passiert war. Auf dem Hinweg nach Soma hatte er einen Platten gehabt. Als einziger Mann an Bord hatte er die Aufgabe den Reifen zu wechseln. Die Felgen waren so dreckverkrustet, dass er einige Mühe hatte, die Schrauben zu lösen. Als er das Rad schließlich gewechselt hatte, fuhr er weiter nach Soma. Zu seinem Glück war es bei der schwangeren Frau, die er dabei hatte, nicht ganz so dringend, wie es vielleicht zu Beginn des "Ausflugs" ausgesehen hatte, so dass die Panne außer einem ärgerlichen Zeitverlust keine "schlimmeren" Folgen hatte. Nachdem er in die Frauen im Krankenhaus abgesetzt hatte, lies Matze den kaputten Reifen gleich noch reparieren, so dass er den Rückweg wieder mit fünf ganzen Reifen antreten konnte.



Zur Auffüllung der Kraftreservoirs wurde die Siesta bis um 17:00 Uhr verlängert. Bis kurz vor Sechs spielten wir dann noch eine Runde Fußball gegen die größten der verbliebenen Boys. Da wir mit 4 Mann im Sturm, keinem Mittelfeld und einer Ein-Mann-Abwehrkette (Torwart) spielten, setzten uns die Jungs gehörig zu, so dass wir Mühe hatten, ein ausgeglichenes Ergebnis zu halten. Die folgende Dusche hatten wir uns verdient.



Eine kurze Dusche zwischendurch


Kurz nach Sechs machte ich mich auf in Richtung Bad. Es kam allerdings kein Wasser. Gut, dachte ich, wahrscheinlich sind gerade die ganzen girls am Duschen. Kommst du eben einer halben Stunde noch einmal vorbei. Zum Glück hatte ich mich noch nicht eingeseift! - Als ich wiederkam, kam immer noch kein Wasser. Fünf Minuten später immer noch nicht. Langsam kamen mir Zweifel, und ich veranlasste Henry den Generator anzuwerfen, da der Wasserspeicher höchstwahrscheinlich kaum noch ein paar Tropfen enthielt. - Eine Viertelstunde später checkte ich mal wieder in der Dusche vorbei. Mit dem gleichen Ergebis wie die ersten drei Male. Ich begann ungeduldig zu werden, schließlich lief der Generator ja, und es hätte doch Wasser kommen müssen. Als ich einen der Zivis darauf ansprach, meinte der lapidar, zunächst werde mit dem gepumpten Wasser der Wassertank der Boys gefüllt. Nicht gerade eine erfreuliche Nachricht, aber wenigstens hatte ich nun eine Erklärung, warum noch immer kein Wasser kam.


Alle fünf Minuten checkte ich nun die Verfügbarkeit von Wasser im Zivi-Bad, und um Viertel Acht war es dann soweit. Eigentlich hätten wir um diese Uhrzeit schon seit einer Viertelstunde essen müssen. Aber wegen des allgemeinen Wassermangels waren wohl alle etwas später dran, so dass noch immer keiner im Main House war, als ich von der Dusche kam. Eingedenk der Überfälligkeit des Abendessens, und da schon alles fertig vorbereitet war, beauftragte ich mich kurzerhand selbst damit, die Essensglocke zu läuten. Sonst zählt das nicht zu meinem Aufgabenkreis, aber ich glaube, wir hätten an diesem Abend sonst nicht mehr angefangen ...



Nach einer köstlichen warmen Abendmahlzeit und nach der Abendandacht wollte ich mit ein paar von den Zivis ein Gesellschaftsspiel spielen. Da sich die Mädels ebenfalls beteiligen wollten, begaben wir uns zum Monopoly Spielen ins Main House. Am Anfang schien das Glück auf Pauls Seite: er kaufte eine Straße nach der anderen; doch es gelang ihm nicht, ein Pärchen zu ergattern. Ich hatte nur zwei hellblaue Karten, zwei gelbe, einen Bahnhof und die Parkstraße. Leider hatte ich für die Besitzer der dritten gelben und hellblauen Karte keine Straße in meinem Vorrat, mein Tauschpotential war also mehr als begrenzt. Also beschloss ich, die Parkstraße für möglichst viel Kohle zu versilbern. Nachdem Sonja durch Verkauf anderer Karten genug Geld aufgetrieben hatte, wechselte die Parkstraße für dreisig Riesen den Besitzer. Sie war nun stolzer Besitzer des armseligsten und des exklusivsten Pärchens. Nun musste ich mich noch mit Paul um die Chauseestraße einigen. Ich hatte mich auf eine harte Verhandlung eingestellt, und war daher sehr erstaunt, als ich sein Angebot hörte: für meinen Bahnhof würde er mir die Chaussee-Straße überlassen. Ohne meine Verblüffung zu zeigen willigte ich ein, in dem Bewusstsein, nie wieder eine Straße so billig erstehen zu können.


Im Spielverlauf stellte sich heraus, dass Paul den Wert der Chaussee-Straße verkannt hatte. Aus der großen Handelsrunde war ich mit einem Pärchen, E- und W-Werk und den beiden gelben Karten als der große Sieger hervorgegangen; denn von denjenigen, die Pärchen hatten, besaß ich durch den Verkauf der Parkstraße als Einziger das Kapital um Häuser zu bauen. Daniel hatte zwar auch noch ein paar Tausender, aber da er gehobenere Ansprüche stellte, hatte es ihm zu keinem Pärchen gereicht. Es zeichnete sich bald ab, dass Paul wohl als erstes würde das Handtuch werfen müssen. Bald waren alle seine Straßen "verhypothekt". Doch mit viel Durchhaltevermögen und einer gehörigen Portion Glück schaffte er es, sich noch eine geschlagene halbe Stunde "über Wasser zu halten", bevor ihm endgültig die Luft ausging. Solch einen langen Atem hatte ich bei Monopoly noch nicht erlebt ...


Nach seinem Ausscheiden spielten wir vielleicht noch vierzig Minuten weiter, ohne dass sich irgend eine klare Entscheidung zu Gunsten von irgend jemand abzeichnete. Dann war es Zeit, zu Bett zu gehen und wir räumten den Spielplan beiseite. Nächsten Sonntag wird die Partie fortgesetzt!

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