Montag, 5. November 2007

Fr, 05. Nov. 2004

Nach dem Mittagessen lag die achte Schulwoche hinter uns. Alle vier Wochen ist Merits Day, der von den Schülern immer freudig erwartet wird. Der erste Merits Day nach vier Wochen war jedoch auf Grund eines Zwischenfalls ausgefallen, so dass heute der erste Merits Day des neuen Schuljahrs anstand. Judy war jedoch so gnädig, die "alten" Merits nicht verfallen zu lassen, sondern zu übernehmen.



Merits stellen ein Zuckerbrot in dem Anreiz- und Sanktionssystem von A.C.E. dar. Wenn ein student sich vorbildlich verhält, seine selbst gesteckten Ziele erreicht, gut mit den ihm / ihr anvertrauten Materialien umgeht oder etwa den monatlichen Bibelvers memoriert, kann er / sie sich Merits verdienen.


Die Höhe der Merits ist nach verschiedenen Kriterien gestaffelt, die es einem Schüler bei entsprechendem Verhalten ermöglichen, um die 1.000 Merits in vier Wochen zu sammeln. Unsere fleisigste Schülerin hatte es in den acht Wochen auf immerhin mehr als 1.800 Merits gebracht. Der Durchschnitt lag jedoch weit tiefer bei schätzungsweise 550 Merits.



Diese Merits stellen eine Art Giralgeld dar, das bis zum Zahltag auf dem Konto eines jeden Schülers gebunkert wird. Bis zum Zahltag ist jedoch nur Einzahlung möglich, d.h. die Schüler haben die Gelegenheit, sich Merits zu verdienen, aber keine Möglichkeit die gesammelten Merits auszugeben. Erst am Zahltag, dem Merits Day, ist es soweit: jede Schülerin und jeder Schüler bekommt Papiergeld in der Höhe der auf dem Konto befindlichen Merits.



Mit diesem Geld können sie nun im Merits Store einkaufen gehen. Die Auswahl reicht von diversen Süßigkeiten über verschiedene Toilettenartikel und mehr oder weniger nützlichen Krimskrams bis hin zu Kleidungsstücken. Sogar ein alter Fotoapparat wechselte an diesem Tag für stolze 400 Merits den Besitzer.


Auch wenn wir die Schüler nur in kleinen Gruppen in den Merits Store lassen, um nicht die Übersicht zu verlieren, herrscht dennoch die meiste Zeit ein lautes Durcheinander. Die kleinen Schüler, erst mit dem Zahlenraum von 1 bis 20 vertraut, oft aber mit mehreren hundert Merits versehen, wollen natürlich alle wissen, wieviel das und jenes kostet, und wieviel noch übrig bleibt, wenn sie es sich kaufen. Aber auch so haben wir alle Hände voll zu tun. Hier eine Frage beantworten, da Geldwechseln, dort einen fachmännischen Rat abgeben, und immer damit beschäftigt, die übrigen Kinder, die schon an der Reihe waren, oder noch nicht dran sind, aus dem Merits Store draußen zu halten, damit das Tohuwabohu nicht noch größer wird.



Neben dem ganzen Stress ist es aber auch schön, den Kids beim einkaufen zuzuschauen. Da bekommt man die unterschiedlichsten Einblicke. So kaufte beispielsweise die Schülerin mit den meisten merits einem anderen Schüler mit nicht halb so vielen Merits einen Gürtel, der 400 Merits wert war. Ohne ein Wort des Dankes drehte er sich um, und zog mit dem Gürtel ab. Ein paar andere Schülerinnen legten zusammen und kauften von einem Teil ihrer Merits einen Pulli für Nano. Auch wir anderen Lehrer bekamen das ein oder andere Bonbon ab.

Keine Kommentare: